6.8. Der Abschluss des Geschäftsjahres und die Erfolgsrechnung

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Am Ende des Geschäftsjahres wird die Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung) durchgeführt und die Schlussbilanz erstellt.

Um die Abschlussbuchungen durchzuführen, werden die u.a. die Abschlusskonten der Kontenklasse 8 benötigt.
  • 8010 Schlussbilanzkonto (SBK) 
  • 8020 Gewinn- und Verlust-Konto (GuV) 
Der Erfolg des Unternehmens, also das Unternehmens- oder Gesamtergebnis, entspricht dem Saldo aus Erträgen und Aufwendungen.
Erträge
Wert der hergestellten Güter und erbrachten Dienstleistungen innerhalb eines Zeitraumes, i. d. R, innerhalb eines Geschäftsjahres
Aufwendungen
Wert der verbrauchten und verwendeten Güter und Dienstleistungen innerhalb eines Zeitraums, i. d. R, innerhalb eines Geschäftsjahres
Die Erträge und Aufwendungen werden auf den Erfolgskonten gebucht. Bei den Erfolgskonten handelt es sich um Unterkonten des Eigenkapitals. (siehe auch 6.03. Die Systematik der Buchungssätze, Punkt Erfolgskonten).

Im Laufe des Jahres werden alle Erträge auf dem entsprechenden Ertragskonten, und alle Aufwendungen auf den Aufwandskonten erfasst. Am Ende des Jahres werden die Erfolgskonten, Ertrags- und Aufwandskonten, nicht direkt über das Eigenkapital abgeschlossen, sondern über das Gewinn- und Verlustkonto (GuV-Konto).

Der Saldo eines Aufwandskontos steht im Haben. Der Buchungssatz für den Abschluss eines Aufwandskontos lautet:
Gewinn- und Verlustkonto an Aufwandskonto.
Der Saldo eines Ertragskontos steht im Soll und wird auf der Haben-Seite des GuV-Kontos gegengebucht. Der Buchungssatz für den Abschluss eines Ertragskontos lautet:
Ertragskonto an Gewinn- und Verlustkonto.
Der Saldo des Gewinn- und Verlustkontos  und der Unternehmenserfolg

Das Gewinn- und Verlustkonto wird über das Eigenkapital abgeschlossen.
Summe aller Erträge > Summe aller Aufwendungen ➥ Unternehmensgewinn
Ist die Summe aller Erträge größer als die aller Aufwendungen, so ergibt sich im Gewinn- und Verlustkonto der Saldo im Soll. Das Unternehmen erwirtschaftet in diesem Fall einen positiven Unternehmenserfolg, einen Unternehmensgewinn. Die wird auch als Jahresüberschuss bezeichnet.

Der Buchungssatz zum Abschluss des Gewinn- und Verlustkontos bei einem Gewinn lautet:
Gewinn- und Verlustkonto an Eigenkapital.
Summe aller Aufwendungen > Summe aller Erträge ➥ Unternehmensverlust
Ist die Summe aller Aufwendungen größer als die der Erträge, steht der Saldo im Haben des Gewinn- und Verlustkontos. Das Unternehmen hat einen Verlust, einen negativen Unternehmenserfolg, erwirtschaftet.

Der Buchungssatz zum Abschluss des Gewinn- und Verlustkontos bei einem Gewinn lautet:
Eigenkapital an Gewinn- und Verlustkonto.
Die Bestandskonten werden am Ende des Jahres über das Schlussbilanzkonto (SBK) abgeschlossen. Das Schlussbilanzkonto ist genauso aufgebaut wie die Schussbilanz. Auf der Soll-Seite stehen die Aktiv-, auf der Haben-Seite die Passiv-Konten.
Der Schlussbestand der Aktiv-Konten steht immer auf der Haben-Seite, der Schlussbestand der Passiv-Konten auf der Soll-Seite.
Der Buchungssatz für den Abschluss von aktiven Bestandskonten lautet:
Schlussbilanzkonto an Aktiv-Konto.
Der für die passiven Bestandskonten lautet:
Passiv-Konto an  Schlussbilanzkonto.
Besipiele
Abschlussbuchung für...
 
...Gebäude und Grundstücke (Kontonummer 0500)
Der Schlussbestand der Gebäude und Grundstücke steht im Konto Gebäude und Grundstücke im Haben, und im Schlussbilanzkonto im Soll. Es gilt weiterhin Soll an Haben.
 
Schlussbilanzkonto                           1.005.000,00  
        an Gebäude und Grundstücke                         1.005.000,00
 
...Kasse (Kontonummer 2880)
 
Schlussbilanzkonto                                    8.725,00 
              an Kasse                                                                8.725,00
 
...Eigenkapital (Kontonummer 3000)
Der Schlussbestand des Eigenkapitals steht im dazugehörigen Passiv-Konto im Soll und im Schlussbilanzkonto im Haben. Es gilt weiterhin Soll an Haben.
 
Eigenkapital                                          2.774.995,00
              an Schlussbilanzkonto                                 2.774.995,00          
 
...Verbindlichkeiten aus L.u.L. (Kontonummer 4400)
 
Verbindlichkeiten a. L.u.L.                      775.481,00
               an Schlussbilanzkonto                                    775.481,00             
Beim Jahresabschluss noch zu beachten sind …
  • die Bestandsveränderungen von Erzeugnissen, Werkstoffen und Handelswaren
  • die Inventurdifferenzen
  • das Privatkonto bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften
Der Bestand sind die Vorräte, die sich zum Jahresanfang und Jahresende, im Lager befinden. Die Bestände der Vorräte werden auf den entsprechenden Konten der Kontenklasse 2 erfasst.

Am Ende des Geschäftsjahres wird der in der Inventur ermittelte Wert mit dem Wert am Anfang des Geschäftsjahres verglichen. Gibt es Veränderungen zwischen dem Anfangs- und Schlussbestand, so werden diese buchhaltungstechnisch erfasst. Die Bestandsveränderungen betreffen die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, die unfertigen und fertigen Erzeugnisse sowie die Handelswaren.

Arten von Bestandsveränderungen
Bestandsmehrung
Bestand am Ende des Geschäftsjahres ist höher als zu Beginn
Schlussbestand > Anfangsbestand
⇒wirken wie ein Ertrag
Bestandsminderung
Bestand am Ende des Geschäftsjahres ist niedriger als zu Beginn
Schlussbestand < Anfangsbestand
⇒ wirken wie ein Aufwand
Buchen der Bestandsveränderung
 
Für die Erfassung und Buchung der Bestandsveränderungen wird das Konto Handelswaren (Kontonummer 2280) benötigt.
 
Bei der aufwandsorientierten Buchungsmethode wird auf diesem Konto zu Beginn und dann wieder am Ende des Geschäftsjahres gebucht. Am Anfang des Jahres wurde der Anfangsbestand auf die Aktivseite des Kontos Handelswaren gebucht (siehe Eröffnung von Bestandskonten).
 
Am Jahresende wird der in der Inventur ermittelte Schlussbestand auf die Passivseite gebucht. Durch den Vergleich des Anfangs- und Schlussbestands ist die Bestandsveränderung erkennbar. Eine Mehrung findet sich auf der Aktiv- und eine Minderung auf der Passivseite des Bestandskonto wieder. Die Bestandsveränderung wird mit dem Konto Aufwendungen für Handelswaren (Kontonummer 6080) verrechnet.
Bestandsmehrungen bei Handelswaren - Beispiel
Der Anfangsbestand beträgt 20.000,00 €. (Zu Anfang der Geschäftsjahres lautet der Buchungssatz: Handelswaren an Eröffnungsbilanzkonto [EBK])

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Handelswaren (2280) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 21.750,00 €. Dies ist der Schlussbestand, der auch im Schlussbilanzkonto erfasst wird.

Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK).

Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:
Schlussbilanzkonto                 21.750,00
             an Handelswaren                      21.750,00
In diesem Fall beträgt die Bestandsveränderung 1.750,00 €. Der Bestand am Ende ist höher als zu Beginn des Geschäftsjahres. Es handelt sich um eine Bestandsmehrung , die über das entsprechende Aufwandskonto – Aufwendungen für Handelswaren – gegengebucht wird.
Für dieses Beispiel nehmen wir an, dass Handelswaren im Nettowert von 75.000,00 € eingekauft wurden. Die Einkäufe wurden direkt als Aufwendungen für Handeslwaren gebucht.
Von den eingekauften Handelswaren wurden Handelswaren im Wert von 1.750,00 € noch nicht weiterverkauft und befinden sich zum Ende des Geschäftsjahres noch im Lager.

Der Buchungssatz für die Bestandsmehrung lautet:

Handeslwaren                                1.750,00
              an Aufwendungen für Handelswaren                  1.750,00

Es wurde somit weniger aufgewendet als eingekauft wurde. Dadurch veringern sich die
Aufwendungen.

Das Konto Aufwendungen für Handelswaren wird über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen.

Gewinn- und Verlustkonto                          73.250,00
        an Aufwendungen für Handelswaren                73.250,00
Bestandsminderungen bei Handelswaren - Beispiel
Der Anfangsbestand beträgt 20.000,00 €.

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Handelswaren (2280) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 17.800,00 €. Dies ist der Schlussbestand, der auch im Schlussbilanzkonto erfasst wird.

Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK).

Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:
Schlussbilanzkonto                 17.800,00
             an Handelswaren                      17.800,00
In diesem Fall beträgt die Bestandsminderung 2.200,00 €. Der Bestand am Ende des Geschäftsjahres ist niederiger als zu Beginn. Die Bestandsminderung wird über das entsprechende Aufwandskonto – Aufwendungen für Handelswaren – gegengebucht.
Für dieses Beispiel nehmen wir wieder an, dass Handelswaren im Nettowert von 75.000,00 € eingekauft wurden. Die Einkäufe wurden direkt an Aufwendungen für Handeslwaren gebucht.
Zu den für 75.000,00 € eingekauften Handelswaren wurden zusätzlich Handelswaren im Wert von 2.200,00 € aus dem Lager entnommen worden.

Der Buchungssatz für die Bestandsminderung lautet:

Aufwendungen für Handelswaren        2.200,00
          an Handelswaren                                                       2.200,00

Es wurde somit mehr weiter verkauft als eingekauft wurde. Dadurch steigen die Aufwendungen.

Das Konto Aufwendungen für Handelswaren wird über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen.

Gewinn- und Verlustkonto       77.200,00
         an Aufwendungen für Handelswaren              77.200,00
Buchen der Bestandsveränderung
 
Man benötigt für die Buchung der Bestandsveränderungen die Konten der Kontengruppe 2. Bei den Werkstoffen handelt es sich u.a. um die Konten
 
  • 2000 Rohstoffe
  • 2010 Vorprodukte
  • 2020 Hilfsstoffe
  • 2030 Betriebsstoffe
Bei der aufwandsorientierten Buchungsmethode wird auf diesen Konten zu Beginn und dann wieder am Ende des Geschäftsjahres gebucht. Am Anfang des Jahres wurde der Anfangsbestand auf die Aktivseite des Bestandskontos gebucht (siehe Eröffnung von Bestandskonten).
 
Am Jahresende wird dann der in der Inventur ermittelte Schlussbestand auf die Passivseite gebucht. Durch den Vergleich des Anfangs- und Schlussbestands ist die Bestandsänderung erkennbar. Eine Mehrung findet sich auf der Aktiv- und eine Minderung auf der Passivseite des Bestandskonto wieder. Die Bestandsveränderung wird mit dem jeweiligen Aufwandskonto verrechnet. Für die oben genannten Bestandskonto sind dies:
 
  • 2000 Rohstoffe ⇒ 6000 Aufwendungen für Rohstoffe
  • 2010 Vorprodukte ⇒ 6010 Aufwendungen für Vorprodukte
  • 2020 Hilfsstoffe ⇒ 6020 Aufwendungen für Hilfsstoffe
  • 2030 Betriebsstoffe ⇒ 6030 Aufwendungen für Betriebsstoffe
Bestandsmehrungen bei Rohstoffen - Beispiel
Der Anfangsbestand beträgt 6.000,00 €. (Zu Beginn der Geschäftsjahres lautet der Buchungssatz: Rohstoffe an Eröffnungsbilanzkonto [EBK])

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Rohstoffe (2000) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 7.500,00 €. Der Schlussbestand wird im Schlussbilanzkonto erfasst.

Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK). Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:

Schlussbilanzkonto                   7.500,00
                an Rohstoffe                                7.500,00
In diesem Fall beträgt die Bestandsveränderung 1.500,00 €. Der Bestand am Ende  ist höher als zu Beginn des Geschäftsjahres. Es handelt sich um eine Bestandsmehrung. Die Bestandsmehrung wird über das entsprechende Aufwandskonto – Aufwendungen für Rohstoffe – gegengebucht.
Für dieses Beispiel nehmen wir an, dass Rohstoffe im Nettowert von 20.000,00 eingekauft wurden. Die Einkäufe wurden direkt als Aufwendungen für Rohstoffe gebucht.
Von den eingekauften Rohstoffen befinden sich noch Rohstoffe im Wert von 1.500,00 € auf Lager. Diese Rohstoffe sind noch nicht verbraucht oder verarbeitet worden, sondern befinden sich noch im Bestand.

Der Buchungssatz für die Bestandsmehrung lautet:

Rohstoffe                                        1.500,00
              an Aufwendungen für Rohstoffe                    1.500,00

Es wurde somit weniger aufgewendet als eingekauft wurde. Dadurch veringern sich die Aufwendungen.

Das Konto Aufwendungen für Rohstoffe wird über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen.

Gewinn- und Verlustkonto         18.500,00
               an Aufwendungen für Rohstoffe              18.500,00
Bestandsminderungen bei Rohstoffen - Beispiel
Der Anfangsbestand beträgt 6.000,00 €. 

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Rohstoffe (2000) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 5.400,00 €. Der Schlussbestand wird im Schlussbilanzkonto erfasst.

Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK). Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:

Schlussbilanzkonto                   5.400,00
         an Rohstoffe                                5.400,00
Die Bestandsveränderung beträgt 600,00 €. Da der Bestand am Ende des Geschäftsjahres niedriger ist als zu Beginn, somit handelt es sich um eine Bestandsminderung. Die Bestandsminderung wird über das entsprechende Aufwandskonto – Aufwendungen für Rohstoffe – gegengebucht.
Für dieses Beispiel nehmen wir an, dass Rohstoffe im Nettowert von 20.000,00 eingekauft wurden. Die Einkäufe wurden direkt als Aufwendungen für Rohstoffe gebucht.
Zu den für 20.000,00 € eingekauften Rohstoffen wurden zusätzlich Rohstoffe im Wert von 600,00 € aus dem Lager entnommen.

Der Buchungssatz für die Bestandsminderung lautet:

Aufwendungen für Rohstoffe          600,00
              an Rohstoffe                                               600,00

Es wurde somit mehr aufgewendet als eingekauft wurde. Dadurch steigen die Aufwendungen.

Das Konto Aufwendungen für Rohstoffe wird dann über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen.

Gewinn- und Verlustkonto       20.600,00
         an Aufwendungen für Rohstoffe              20.600,00
Die Erfassung und Buchung der Bestandsveränderungen bei den Hilfs-, Betriebsstoffen und Vorprodukten folgt dem gleichen Ablauf. 
Fertige und unfertige Erzeugnisse in Industrieunternehmen
Fertige Erzeugnisse
Im Unternehmen hergestellte und verkaufsfähige Produkte
⇒ Kontonummer 2200
Unfertige Erzeugnisse
(auch Halbfabrikate)
Erzeugnisse, die sich noch in der Produktion befinden, d.h. behandelte und verarbeitete Werkstoffe, die noch kein fertiges Produkt ergeben
⇒ Kontonummer 2100
Gründe für Bestandsveränderungen von fertigen und unfertigen Erzeugnissen können sein:
 
  • Veränderte Nachfrage
    • Trend- oder Modewechsel
    • Konjunkturelle Entwicklung
  • Konkurrenz
  • Betriebliche Faktoren
    • Maschinenausfall
    • Änderung des Fertigungsprozesses
Buchung der Bestandsveränderungen

Die bei der Inventur ermittelten Lagerbestände an unfertigen Erzeugnisse und fertigen Erzeugnisse werden buchhalterisch erfasst. Die Inventurbestände (Schlussbestände) werden mit den Beständen des Vorjahres (Anfangsbeständen) verglichen und die Bestandsveränderungen (Mehrungen oder Minderungen) werden gebucht.

Bei der Herstellung eines Erzeugnisses fallen unterschiedliche Aufwendungen (Aufwendungen für Rohstoffe, Aufwendungen für Hilfsstoffe, etc.) an. Aus diesem Grund steht zur Korrektur der festgestellten Bestandsveränderungen bei den unfertigen und fertigen Erzeugnisse kein direktes Erfolgskonto, wie bspw. Aufwendungen für Handelswaren bei den Bestandsveränderungen der Handelswaren, zur Verfügung.

Die Buchung der Bestandsmehrung oder –minderung erfolgt deshalb über das Konto Bestandsveränderungen (Kontonummer 5200).
Bestandsmehrungen bei unfertigen Erzeugnissen - Beispiel
Der Anfangsbestand an Unfertigen Erzeugnisse beträgt 180.000,00 €.
(Zu Anfang der Geschäftsjahres lautet der Buchungssatz: Unfertige Erzeugnisse an Eröffnungsbilanzkonto [EBK])

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Unfertige Erzeugnisse (Kontonummer 2100) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 196.000,00 €. Dies ist der Schlussbestand, der auch im Schlussbilanzkonto erfasst wird. Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK).

Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:
Schlussbilanzkonto               196.000,00
          an Unfertige Erzeugnisse       196.000,00
In diesem Fall beträgt die Bestandsmehrung 16.000 €. Der Bestand am Ende des Geschäftsjahres ist höher als zu Beginn.
Die Mehrung wird über das Konto Bestandsveränderungen gegengebucht.
Der Buchungssatz für die Bestandsmehrung lautet:

Unfertige Erzeugnisse                 16.000,00
              an Bestandsveränderungen                16.000,00
Bestandsminderungen bei fertigen Erzeugnissen - Beispiel
Der Anfangsbestand an Fertigen Erzeugnisse beträgt 250.000,00 €.
(Zu Anfang der Geschäftsjahres lautet der Buchungssatz: Fertige Erzeugnisse an Eröffnungsbilanzkonto [EBK])

Der wertmäßige Inventurbestand des Kontos Fertige Erzeugnisse (2200) am Ende des Geschäftsjahres beträgt 236.000,00 €. Dies ist der Schlussbestand, der auch im Schlussbilanzkonto erfasst wird. Das Gegenkonto für die Buchung des Schlussbestandes ist das Schlussbilanzkonto (SBK).

Der Buchungssatz für den Schlussbestand lautet:
Schlussbilanzkonto               236.000,00
          an Fertige Erzeugnisse            236.000,00
In diesem Fall beträgt die Bestandsveränderung 14.000 €. Der Bestand am Ende des Geschäftsjahres ist niedriger als zu Beginn, deshalb eine Bestandsminderung. 
Die Bestandsveränderung wird über das Konto Bestandsveränderungen gegengebucht.

Der Buchungssatz für die Bestandsminderung lautet:

Bestandsveränderungen            14.000,00
              an Fertige Erzeugnisse                         14.000,00
Das Konto Bestandsveränderungen wird über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen. 

In diesem Beispiel sind die Bestandsmehrungen größer als die Bestandsminderungen, der Saldo im Konto Bestandsveränderungen steht somit auf der Soll-Seite und wird im Gewinn- und Verlustkonto auf der Haben-Seite gegengebucht.
Der Buchungssatz in diesem Fall lautet:

Bestandsveränderungen                        2.000,00
       an Gewinn- und Verlustkonto                                          2.000,00
Wenn der umgekehrte Fall besteht, und die Bestandsminderungen größer als die Bestandsmehrungen sind, dann steht der Saldo des Kontos Bestandsänderungen auf der Haben-Seite und wird auf der Soll-Seite des Gewinn- und Verlustkontos gegengebucht.

Der Buchungssatz in diesem Fall lautet:

Gewinn- und Verlustkonto
       an Bestandsveränderungen

Bestandsveränderungen und Erfolg

Bestandsmehrungen
  • entstehen aus einer Erhöhung des Lagerbestandes und werden in der Abrechnungsperiode buchhalterisch als betriebliche Erträge (Erlöse) behandelt
  • erhöhen die Erträge
  • werden auf dem Konto Bestandsveränderungen auf der Habenseite erfasst
  • erhöhen den Erfolg
Bestandsminderungen
  • sind abgebaute Lagerbestände und müssen in der Abrechnungsperiode als Aufwendung erfasst werden
  • erhöhen rechnerisch die Aufwendungen für die in der Rechnungsperiode hergestellten Erzeugnisse
  • werden deshalb auf dem Konto Bestandsveränderungen auf der Sollseite erfasst
  • mindern den Erfolg
Bei der Inventur (siehe 6.2 Inventur - Inventar - Bilanz) werden alle Vermögensposten und Schulden erfasst. Beim Abgleich der in der Inventur ermittelten Bestände (Istbestände) mit den Beständen, die in den Büchern ermittelt werden (Sollbestände), kann es zu Differenzen kommen.
Inventurdifferenzen ⇒ Istbestand (tatsächlich vorhandener Bestand) ≠ Sollbestand (Buchbestand) 
Gründe für Differenzen zwischen Istbestand und Sollbestand können sein:
  • Fehlerhaftes Erfassen der Zu- oder Abgänge
    • falsche Buchungen
    • mehrfach vorgenommene Buchungen
    • nicht durchgeführte Buchungen
  • Fehler bei der Ausgabe oder Einnahme von Bargeld
  • Verderb, Schwund oder Bruch
  • Diebstahl
Wenn die in der Inventur ermittelten Bestände (= Istbestände) nicht mit den in der Buchführung ermittelten Schlussbeständen (= Sollbestände) der aktiven und passiven Bestandskonten übereinstimmen, müssen die Sollbestände an die Istbestände angepasst werden. Für Bilanz ist der Wert, der bei der Inventur ermittelten Bestände, zu übernehmen. Bei der Feststellung von Inventurdifferenzen ist für den Einzelfall die jeweilige Ursache zu klären und eine entsprechende Korrekturbuchung durchzuführen.

Buchhalterischer Umgang mit Inventurdifferenzen
  • Die bei der Inventur festgestellten Bestände (Ist-Bestände) sind als korrekt anzusehen und zu erfassen.
  • Der Ist-Bestand wird in der Bilanz ausgewiesen.
  • Zur Erfassung der Inventurdifferenzen werden Korrekturbuchungen vorgenommen.

Beispiele für Korrekturbuchungen

Ein Kassenfehlbestand von 500,00 € ergibt sich aus einem ungeklärten Diebstahl.
Konto
Kasse
Istbestand (Inventurbestand)
6.000,00
Sollbestand (Buchbestand)
6.500,00
Inventurdifferenz
Es fehlen: 500,00
Korrekturbuchung

Der Kassenfehlbestand wird als Aufwand gebucht, da die Inventurdifferenz keine Veränderung auf einem weiteren Konto zur Folge hat.

Um Kassenfehlbeträge (auch Mankos genannt) zu erfassen wird das Aufwandskonto Sonstige Aufwendungen (6940) genutzt.

 
Sonstige Aufwendungen                                                   500,00
                   an Kasse                                                                              500,00
Der Kauf eines PKWs (35.700,00 € inkl. Umsatzsteuer) auf Rechnung wurde versehentlich doppelt gebucht.
Konten
Fuhrpark
Vorsteuer
Verbindlichkeiten
Istbestand (Inventurbestand)
75.000,00
41.400,00
119.300,00
Sollbestand (Buchbestand)
105.000,00
47.100,00
155.000,00
Inventurdifferenz
Zu viel: 30.000,00
Zu viel: 5.700,00
Zu viel: 35.700,00
Korrekturbuchung

Die versehentlich durchgeführte zweite Buchung wird zurückgebucht (storniert). Die Stornierung der Doppelbuchung führt auch zur Korrektur auf dem Vorsteuer- und Verbindlichkeitskonto.

Verbindlichkeiten                                                         35.700,00
                   an Fuhrpark                                                                  30.000,00
                   an Vorsteuer                                                                   5.700,00
Eine Bareinzahlung von 1.000,00 € auf das Postbankkonto wurde versehentlich nicht gebucht.
Konten
Kasse
Postbank
Istbestand (Inventurbestand)
3.500,00
25.000,00
Sollbestand (Buchbestand)
4.500,00
24.000,00
Inventurdifferenz
Zu viel: 1.000,00
Es fehlen: 1.000,00
Korrekturbuchung

Die Buchung der Bareinzahlung wird nachgebucht. Die Buchung gleicht dem normalen Geschäftsvorfall.

Postbank                                                                         1.000,00
                   an Kasse                                                                          1.000,00
Das Privatkonto

Das Eigenkapital wird nicht nur durch das Ergebnis der unternehmerischen Leistungsprozess, der durch die Erfolgskonten und das Gewinn- und Verlustkonto erfasst werden, beeinflusst, sondern auch durch die privaten Transaktionen der Unternehmerin/des Unternehmers.

Die privaten Transaktionen der Unternehmerin/des Unternehmers werden im Privatkonto erfasst. Dabei kann es sich um Privateinlagen und Privatentnahmen handeln. Die Privateinlagen erhöhen das Eigenkapital, die Privatentnahmen mindern das Eigenkapital.
Nur bei Einzelunternehmungen (e. K., e. Kfm., e. Kfr.) und bei Personengesellschaften (OHG, KG) sind Privateinlagen und Privatentnahmen möglich. Bei der Kommanditgesellschaft (KG) besteht nur für die vollhaftenden Gesellschafter*innen die Möglichkeit von Privateinlagen und -entnahmen.
 
Bei Kapitalgesellschaften gibt es keine Privatkonten.

Arten von Geschäftsfällen mit Einfluss auf das Privatkonto

Privateinlagen
Von Privateinlagen wird gesprochen, wenn die Unternehmer finanzielle Mittel oder Sachmittel aus ihrem privaten Vermögen dem Unternehmen zur Verfügung stellen.

Zu den Privateinlagen gehören (nach EstG, §4)
  • Bareinzahlungen (Geldeinlage) Dem Unternehmen wird Geld zur Verfügung gestellt.
  • Sacheinlagen Dem Unternehmen werden Betriebsmittel (Gebäude, Fahrzeuge, etc.) zur Verfügung gestellt.
Privatentnahmen
Bei der Privatentnahme werden Geld-, Sachmittel oder Leistungen aus dem Vermögen eines Unternehmens zur Verwendung für private Zwecke entnommen.

Zu den Privatentnahmen gehören (nach EstG, §4)
  • Barentnahme (Geldentnahme) Geld wird aus der Geschäftskasse oder von einem betrieblichen Bankkonto entnommen.
  • Sachentnahme Wirtschaftsgüter werden aus dem Betriebsvermögen entnommen.
    • Warenentnahme
    • Erzeugnisseentnahme Handelswaren oder selbsterstellte Erzeugnisse werden für private Zwecke aus dem Unternehmen entnommen
  • Nutzungsentnahme Gegenstände aus dem betrieblichen Vermögen, werden neben der betrieblichen Nutzung auch für privaten Zwecke durch die Unternehmer genutzt, wie bspw. der Dienstwagen, der auch für private Fahrten genutzt wird.
  • Leistungsentnahme Die Unternehmer nehmen eine steuerpflichtige Dienstleistung des Unternehmens für einen privaten Zweck in Anspruch, wie bspw., wenn eine Unternehmerin Reparaturen in ihrem Privathaus von Mitarbeiter*innen aus der betrieblichen Instandhaltung durchführen lässt.
Das Privatkonto hat keinen Angangsbestand. Auf der Sollseite werden die Entnahmen, auf der Habenseite die Einlagen gebucht. Der Saldo kann bei diesem Konto, ähnlich wie beim Gewinn- und Verlustkonto, auf beiden Seiten stehen.
Abgeschlossen wird das Privatkonto über das Eigenkapital.

Geschäftsfälle, die das Privatkonto betreffen und deren Buchung

Beispiele

Privateinlagen
Der Unternehmer überweist aus seinem Privatvermögen Geld auf das Unternehmenskonto.
⇒ Geldeinlage

Buchungssatz:
Bank an Privatkonto


Die Unternehmerin stellt einen PKW dauerhaft dem Unternehmen zur Verfügung.
⇒ Sacheinlagen

Buchungssatz:
Fuhrpark an Privatkonto
Die Wertansatz von Sachvermögen als Privateinlage
 
Bei der Buchung wird der aktuelle Wert des Sachgutes, im Beispielfall des PKWs, im Konto Fuhrpark gebucht. Als Wert werden die fortgeführten Anschaffungskosten angesetzt.
 
Wert zum Zeitpunkt der Beschaffung
– Abschreibung über die Jahre der privaten Nutzung
= Wertansatz zum Zeitpunkt der Überlassung.

Die Abschreibungsjahre orientieren sich an der AfA-Tabelle. 
Privatentnahmen
Der Unternehmer entnimmt aus der Geschäftskasse Bargeld für private Zwecke.
⇒ Geldentnahme

Buchnungssatz: 
Privatkonto an Bank

Die Unternehmerin entnimmt für private Zwecke aus dem Lager vom Unternehmen produzierte Erzeugnisse.
⇒ Sachentnahme

Buchungssatz:
Privatkonto
            an Eigenverbrauch
            an Umsatzsteuer
Umsatzsetuerpflicht der Sach-, Nutzungs- und Leistungsentnahme
Die Entnahme von Erzeugnissen und Waren zur privaten Nutzung unterliegen nach UStG § 3, Abs. 1b der Umsatzsteuerpflicht.
 
Dies gilt auch für die private Nutzung betrieblicher Gegenstände oder Arbeitskräfte, die nicht dauerhaft privat genutzt werden und im Betriebsvermögen verbleiben (⇒ Nutzungsentnahme).

Der Eigenverbrauch wird anteilig zur Nutzung oder Verwendung ermittelt. Dies gilt bspw. für die private Nutzung eines Firmenwagens.

Abschluss des Privatkontos

Der Saldo des Kontos Privat kann auf beiden Seiten stehen. Werden innerhalb eines Zeitraums mehr Einlagen geleistet als Entnahmen durchgeführt, steht der Saldo im Soll. Werden mehr Entnahmen durchgeführt als Einlagen geleistet, steht der Saldi im Haben.

Privatentnahmen > Privateinlagen

Abschlussbuchungssatz: 
Eigenkapital an Privatkonto
⇒ Eigenkapitalminderung

Privateinlagen > Privatentnahmen

Abschlussbuchungssatz: 
Privatkonto an Eigenkapital
⇒ Eigenkapitalmehrung