10.6 Mit Bausteinen kann man auch rechnen

Die Teilkostenrechnung - Die Deckungsbeitragsrechnung

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Im Gegensatz zur Vollkostenrechnung wird lediglich ein Teil der gesamten Kosten den Kostenträgern (Produkten) zugerechnet wird. Es werden nur die variablen Kosten den Kostenträgern zugerechnet. Dadurch liefert sie wichtige Entscheidungshilfen bei kurzfristigen Fragestellungen wie z. B. der Festlegung einer Preisuntergrenze oder der Berechnung einer Gewinnschwelle.
 
Die wichtigste Voraussetzung für die Teilkostenrechnung ist die Aufspaltung der Kosten in variable und fixe Bestandteile.

Unterschiede der Vollkosten- und Teilkostenrechnung

Vollkostenrechnung
Teilkostenrechnung
Vorteile
  • Alle Kosten werden dem Kostenträger zugeschlagen, für Ermittlung langfristiger Preisuntergrenze
  • Langfristig muss jedes Produktionsprogramm einen Betriebsgewinn erzielen. Bei Entscheidungen über das Produktionsprogramm muss deshalb langfristig die Vollkostendeckung beachtet werden
  • Ermittlung der Herstellkosten möglich
Vorteile
  • Unterteilung in fixe und variable Kosten⇒ reagiert damit auf Beschäftigungsschwankungen, da nur die variablen Kosten dem Kostenträger zugerechnet werden.
  • Für kurzfristige Entscheidungen geeignet, da hier nur variable Kosten relevant sind.
Nachteile
  • Keine Trennung von fixen und variablen Kosten, Veränderung der Ausbringungsmenge (Absatzmenge) wird bei der Kalkulation des Preises nicht berücksichtigt
  • Für kurzfristige Entscheidungen ungeeignet wegen fehlender Trennung von fixen und variablen Kosten
  • Ausschließlich kostenorientierte Preisgestaltung, keine nachfrage- und konkurrenzorientierte
    Preispolitik
  • nicht immer verursachungsgerechte Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen möglich
  • nicht alle für die Berechnung der Zuschlagsätze verwendeten Zuschlagsgrundlagen sind geeignet
Nachteile
  • Unterstützt keine langfristigen
    Entscheidungen
  • Aufteilung in fixe und variable
    Kosten aufwendig
  • Keine Schlüsselung von Gemein­kosten, deshalb keine Ermittlung der Herstellkosten möglich
  • Setzt Berechnungen eines Marktpreises voraus. Dieser ist nicht immer gegeben, z. B. bei Einzelfertigung
In der Teilkostenrechnung werden die Kosten in variable und fixe Kosten unterteilt. Wesentlichen Unterscheidungskriterium ist die Abhängigkeit der Kosten von der Produktion, oder vom Beschäftigsgrad.
Begriff
Beschäftigungsgrad
 
Der Beschäftigungsgrad gibt in Prozent an, welcher Anteil der gesamten Kapazität genutzt wird.
 
Ein Beschäftigungsgrad von 50 % sagt z.B. aus, dass die Kapazität einer Maschine oder eines Unternehmens – gemessen z.B. anhand von Stückzahlen oder Arbeitsstunden – nur zur Hälfte genutzt wird.
 
Der Beschäftigungsgrad lässt sich mit folgender Formel berechnen:
Die Kapazität gibt in diesem Zusammenhang die mögliche Leistung in einem bestimmten Zeitraum an. Diese Angabe kann sich auf das gesamte Unternehmen beziehen, aber z.B. auch auf eine Abteilung oder eine einzelne Maschine.

Fixe Kosten

Fixe Kosten fallen in ihrer Hohe unabhängig von der Produktion und dem Beschäftigungsgrad an.
 
Beispiele:
  • Gehälter der Unternehmensleitung und anderer fest angestellter Mitarbeiter
  • Büromaterial
  • Versicherungen
  • allgemeine Verwaltungskosten
  • Mieten für Büros oder Produktionsräume
  • Instandhaltung
  • etc.

Variable Kosten

Variable Kosten fallen in ihrer Höhe abhängig vom Beschäftigungsgrad und der Produktionsmenge an. Ihre Höhe richtet sich nach der Menge der Produktion. Kurz gesagt, wird nichts produziert fallen auch keine variablen Kosten an.
 
Beispiele:
  • Fertigungsmaterial
  • Fertigungslöhne
  • Energiekosten für den Maschinenbetrieb
Semivariable Kosten:

Darüber hinaus gibt es noch semivariable Kosten, auch Mischkosten genannt. Diese Kosten setzen sich aus variablen und fixen Komponenten zusammen und können daher weder den variablen noch den fixen Kosten vollständig zugerechnet werden.

Beispiele:
  • Abschreibungen mit zeit- und leistungsabhängigem Charakter
  • Stromkosten mit Grundgebühr und Arbeitspreis
  • Vorarbeiterlöhne für Aufsichts- und Fertigungsarbeiten
  • Transportkosten mit Stand- und Fahrtzeiten
Der Deckungsbeitrag wird als Differenz zwischen Umsatzerlösen und den variablen Kosten der Kostenträger (Produkte) berechnet. Er gibt den Betrag an, der zur Deckung der Fixkosten beiträgt.
  • Stückdeckungsbeitrag (db) = Umsatzerlös pro Stück (e) – Variable Stückkosten (kv)
 
  • Gesamtdeckungsbeitrag (DB) = Gesamterlöse (E) – Gesamtvariable Kosten (KV) 
  • Gesamtdeckungsbeitrag (DB) = Stückdeckungsbeitrag db * Menge (X)

Begriff: Deckungsbeitrag

Stellen wir uns die fixen Kosten als Fläche für Bausteine und die Deckungsbeiträge als die passenden Bausteine vor.
 
Die Deckungsbeiträge dienen dazu, diese Platte zu bedecken.
Lernfeld 10: Dekorativ
Die Deckungsbeiträge werden durch die Bausteine dargestellt.
Die Bausteine bedecken nun die Grundfläche, genauso wie die Deckungsbeiträge die fixen Kosten decken.
Lernfeld 10:  Dekorativ
Wenn die Fläche mit Bausteinen bedeckt ist, dann sind die fixen Kosten komplett gedeckt. In diesem Fall ist die Summe der Stückdeckungsbeiträge gleich den gesamtfixen Kosten.
 
Kommen jetzt noch weitere Bausteine dazu, d.h. werden weitere Deckungsbeiträge erwirtschaftet, so entsteht dadurch ein Betriebsgewinn.
Lernfeld 10: Dekorativ

Ein Beispiel

Für ein Produkt liegen die folgenden Daten vor:
 
Absatzmenge in Stück                                  90
Verkaufspreis / Stück                               170,00 €
Variable Kosten / Stück                           120,00 €

Stückdeckungsbeitrag = Verkaufspreis pro Stück (e) – Variable Stückkosten (kv)
 
⇒ 170,00 € – 120,00 € = 50,00 €
 
Gesamtdeckungsbeitrag (DB) = Stückdeckungsbeitrag (db) * Menge (x)
 
⇒ 50,00 € * 90 = 4.500,00 €
 
Jedes verkaufte Produkt trägt mit 50,00 € zur Deckung der Fixkosten bei.
Der Gesamtdeckungsbeitrag wird in Bezug zu den fixen Kosten gesetzt. Es gilt:

Betriebsergebnis = Gesamtdeckungsbeitrag – Gesamtfixe Kosten
Lernfeld 10: Dekorativ
Lernfeld 10: Dekorativ
Lernfeld 10: Dekorativ
Der Gesamtdeckungsbeitrag und die gesamtfixen Kosten sind gleich hoch. Der Betrieb macht weder Gewinn noch Verlust.
Das Unternehmen erwirtschaftet ein positives Betriebsergebnis.
⇒ Betriebsgewinn
In diesem Fall wird ein negatives Betriebsergebnis erzielt. 
⇒ Betriebsverlust
Als Zusatzauftrag werden Aufträge, die nach der Planung der Produktionsmenge für einen Zeitraum eingehen, bezeichnet
 
Die Annahme oder Ablehnung von Zusatzaufträgen hängt ab
  • vom Beschäftigungsgrad
  • und vom erzielbaren Deckungsbeitrag
Vorgehensweise bei der Entscheidung für die Annahme eines Zusatzauftrages

Es wird geprüft, ob noch Produktionskapazitäten für zusätzliche Aufträge zur Verfügung stehen. Der Beschäftigungsgrad beträgt unter 100 %.
Es wird ermittelt, wie hoch der erzielbare Deckungsbeitrag bei Annahme ist.

Dabei gilt:

Wird, bei nicht ausgelasteter Produktionskapazität, ein positiver Deckungsbeitrag erzielt, dann führt die Annahme eines Zusatzauftrages zu einer Steigerung des Betriebsergebnisses.

Ein Beispiel

 
Ein Kunde fragt an, ob er zusätzliche 500 Stück eines Produktes zum Preis von 15,00 € beziehen kann. Die Produktionskapazitäten für den zusätzlichen Auftrag sind vorhanden. Die variablen Stückkosten betragen 12,00 €.
 
1. Berechnung des Deckungsbeitrages pro Stück für den möglichen Zusatzauftrag
 
Stückdeckungsbeitrag = Verkaufspreis pro Stück (e) – Variable Stückkosten (kv)
 
⇒ 15,00 € – 12,00 € = 3,00 €

2. Berechnung des Gesamtdeckungsbeitrag bei Annahme des Zusatzauftrages
 
Gesamtdeckungsbeitrag (DB) = Stückdeckungsbeitrag (db) * Menge (x)
 
⇒ 3,00 € * 500 Stück = 1.500,00 €
 
Soll der Zusatzauftrag angenommen werden? Ja!

⇒ Bei einer Annahme steigt das Betriebsergebnis um 1.500,00 €!

Zusammenfassung

Jeder positive Deckungsbeitrag führt zu einer Steigerung des Betriebsergebnisses, da die fixen Kosten ganz oder teilweise bereits durch die Erlöse der bisherigen Fertigung gedeckt sind.
  • Sind die fixen Kosten schon ohne den Zusatzauftrag gedeckt ⇒ Erhöhung des Betriebsgewinns
  • Sind die fixen Kosten bisher noch nicht ganz gedeckt ⇒ Verringerung des Betriebsverlustes
 
Neben den Einfluss auf das Betriebsergebnis kann durch die Annahme von Zusatzaufträgen noch folgendes erreicht werden:
  • bessere Nutzung der von aktuell nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten
  • zusätzliche Ausschöpfung des Marktpotenzials
Kurzfristige Preisuntergrenze

Die kurzfristige Preisuntergrenze legt fest zu welchem minimalen Preis ein Produkt in einem bestimmten Fall verkauft werden kann. Kurzfristig bezieht sich hier nicht auf einen Zeitraum, sondern um die Preisuntergrenze in einer bestimmten Entscheidungssituation. Aus marktstrategischen Gründen wird kurzfristig auf die Deckung der Fixkosten verzichtet.

Die kurzfristige Preisuntergrenze entspricht den variablen Kosten eines Produktes.

Kurzfristige Preisuntergrenze (KUP) = Variable Stückkosten

Werden Produkte zur kurzfristigen Preisuntergrenze angeboten, wird auf die Deckung der Fixkosten verzichtet, das Betriebsergebnis wird aus diesem Grund negativ ausfallen. Auf die Dauer würde die Beibehaltung eines Preises bei der kurzfristigen Preisuntergrenze zu dauerhaften Verlusten des Unternehmens führen.

Mögliche Gründe für eine kurzfristige Preisuntergrenze
  • Markteinführung von Produkten
  • Expansion des Marktanteils und Verdrängung von Mitbewerbern
  • Nutzen von freien Kapazitäten
  • Reduzieren des aktuellen Bestandes, da bspw. kurz vor dem Verderb oder technisch überaltert
  • Erhalt von Zusatzaufträge
Langfristige Preisuntergrenze

Die langfristige Preisuntergrenze entspricht den Selbstkosten. Es werden sowohl die variablen als auch die fixen Kosten gedeckt. Jedoch wird kein Gewinn erzielt.

Die Berechnung der langfristigen Preisuntergrenze:
Stellt sich ein Unternehmen bei der Preisbildung langfristig auf reine Kostendeckung ein, dann erwirtschaftet das Unternehmen keine Rücklagen und ist bei Absatzrückgängen besonders gefährdet.
Die Gewinnschwelle, auch Break-Even-Point (BEP), bezeichnet die Absatzmenge, bei der die Umsatzerlöse durch den Verkauf genauso hoch sind wie die Gesamtkosten.
⇒Gesamterlöse = Gesamtkosten

Wird die Gewinnschwelle überschritten, so wird ein Gewinn erwirtschaftet.

Oder mit den Begriffen aus der Teilkostenrechnung ausgedrückt: Wert des Gesamtdeckungsbetrages = Gesamte Fixkosten 

Die Gewinnschwelle (Break-Even-Punkt) lässt sich rechnerisch ermitteln, indem die Gesamtfixkosten (KF) durch den Stückdeckungsbeitrag (db) geteilt werden.
 
Für die Produktion und den Verkauf eines Produktes liegen die folgenden Werte vor:

Fixe Kosten:                                                          87.500,00 €
Variablen Stückkosten:                                            590,00 €
Verkaufspreis pro Stück:                                         765,00 €
Rechnerische Lösung:
 
Wie hoch muss die Absatzmenge sein, damit der Deckungsbeitrag die Fixkosten ausgleicht? Bei welchem Absatz ist die Gewinnschwelle erreicht? 
 
Schritt 1: Berechnung des Stückdeckungsbeitrags
 
Stückdeckungsbeitrag = Verkaufspreis pro Stück (e) – Variable Stückkosten (kv)
 
⇒ 765,00 € – 590,00 € = 175,00 €
 
Schritt 2: Berechnung der Gewinnschwelle
Tabellarische Lösung:
  1. In der ersten Spalte steht die Stückzahl, die verkauft wird.
  2. In der zweiten Spalte stehen die Verkaufserlöse (Stückzahl * Verkaufspreis pro Stück).
  3. In der dritten Spalte werden die variablen Kosten dargestellt (Stückzahl * variable Stückkosten).
  4. In der vierten Spalte werden die fixen Kosten eingetragen.
  5. Zum Abschluss werden die Gesamtkosten berechnet (Variable Kosten + Gesamtkosten).
⇒ Bei 500 Stück sind die Verkaufserlöse gleich den Gesamtkosten (382.500,00 €) ⇒ Break-Even-Point
Grafische Lösung:
 
Für die Grafische Darstellung werden die Spalten Stückzahl, Verkaufserlöse und Gesamtkosten benötigt und in ein Koordinatensystem eingetragen.
Die Gesamtkosten und die Umsatzerlöse schneiden sich bei 500 Stück. Bei dieser Menge sind die Gesamtkosten und die Umsatzerlöse gleich hoch. Bei einem Absatz von unter 500 Stück wird ein Betriebsverlust, bei über 500 Stück ein Betriebsgewinn erwirtschaftet.
Das Gesetz der Massenproduktion besagt, dass mit steigender Produktionsmenge die Kosten pro produzierte Einheit, d.h. die Stückkosten, sinken
 
Im Einzelnen heißt das, wenn die Produktionsmenge steigt...
  • bleiben die variablen Kosten pro Stück konstant
  • sinken die Fixkosten pro Stück
  • sinken die Gesamtkosten pro Stück
 

Ein Beispiel

Durch Innovationen ist es einem Unternehmen gelungen die Produktionsmenge für ein Produkt im Vergleich zum ersten Halbjahr zu erhöhen. Die folgenden Daten für das 1. und 2. Halbjahr liegen vor:
 
1. Halbjahr
2. Halbjahr
Variable Kosten
u.a. Rohstoffe, Löhne
200,00 €
200,00 €
Herstellungsmenge
600
900
Summe Variable Kosten
120.000,00 €
180.000,00 €
Fixe Kosten
u.a. Miete, Abschreibungen, Verwaltungs- und Vertriebskosten
90.000,00 €
90.000,00 €
Gesamtkosten
210.000,00
270.000,00 €
Kosten pro Produkt
350,00 €
300,00 €
Die Stückkosten für ein Produkt sind im 2. Halbjahr (€) niedriger als im 1. Halbjahr (€).

Das bedeutet, die dieses Produkt günstiger angeboten werden könnte, obwohl die fixen Gesamtkosten und die variablen Stückkosten gleichgeblieben sind.

Dies ist der Fall, weil die fixen Kosten auf mehr produzierte Einheiten verteilt werden können.
Bei zunehmender Produktionsmenge sinken die Kosten pro Stück, da sich die (konstanten) fixen Kosten auf eine größere Stückzahl verteilen.

Ein Unternehmen kann entweder
  • die Preise senken, was zu einer Erhöhung der Marktanteile führen kann, oder
  • die Gewinne (wenn die Preise gleichbleiben) erhöhen.

Übungen zum Ausprobieren

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Dieser Text ist unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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